Geiken: "Beschäftigungsaufbau droht, ins Stocken zu geraten"

Luft- und Raumfahrtindustrie im Norden profitiert weniger stark vom Boom der Branche als im Süden

(14.11.2018) Der Norden kann bei der insgesamt guten Entwicklung in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie nicht mithalten. Die Betriebsräte in den norddeutschen Werken erwarten eine schwächere Auftragsentwicklung und eine niedrigere Auslastung als ihre Kollegen im Rest der Republik. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS), die im Auftrag der IG Metall 62 Betriebe mit 74.000 Beschäftigten befragt hat. Davon sind 21 Betriebe mit mehr als 30.000 Beschäftigten in Norddeutschland.

(Foto: Peter Bisping)

"Auch der Beschäftigungsaufbau droht im Norden, ins Stocken zu kommen", warnte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, bei der Vorstellung der Analyse am Mittwoch in Hamburg. "Während im Süden fast die Hälfte der Betriebe weitere Arbeits-plätze schaffen will, plant das im Norden nur ein Viertel." Angesichts eines aktuellen Auslastungsgrades von fast 100 Prozent forderte der Gewerkschafter die Unternehmen im Norden auf, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. "In den meisten Betrieben fehlt eine strategische Personalplanung. So verharrt etwa der Anteil an Frauen in den Betrieben auf niedrigem Niveau. Das ist bei dem zunehmenden Wettbewerb um Fachkräfte verheerend", so der Gewerkschafter. Mit 3,8 Prozent sei auch die durchschnittliche Ausbildungsquote viel zu niedrig, der Anteil an Leiharbeit mit 15 Prozent und die Werkvertragsquote mit 28 Prozent dagegen viel zu hoch.

Die Betriebsräte berichten außerdem über einen anhaltend hohen Kostendruck. "Die Auslagerung in Werkverträge und die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland sind Themen, mit denen die Arbeitnehmervertreter in zahlreichen Unternehmen konfrontiert sind", sagte Geiken. Er kritisierte die Ankündigung des Airbus-Zulieferers Diehl einen Teil der Produktion von Hamburg nach Ungarn zu verlagern und damit etwa die Hälfte der 1100 Arbeitsplätze in der Hansestadt streichen zu wollen. "Wenn Airbus tatsächlich verlangen sollte, dass bei Zulieferern ein Produktionsstandort im kostengünstigeren Ausland liegen muss, taugt das Einkaufskonzept des Konzerns nichts. Dadurch werden Belegschaften gegeneinander ausgespielt", so der Gewerkschafter.

:: Luft- und Raumfahrtindustrie: Ergebnisse Befragung für Norddeutschland (PDF | 1414 KiB)

:: Luft- und Raumfahrtindustrie: Ergebnisse Befragung bundesweit (PDF | 3797 KB)



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